Am Ende jener Tage. Roman by Clare Clark

Am Ende jener Tage. Roman by Clare Clark

Autor:Clare Clark [Clark, Clare]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783455170733
Herausgeber: Atlantik
veröffentlicht: 2015-11-13T16:00:00+00:00


Oscar überquerte die weitläufige Grünfläche des Parker’s Piece Richtung Innenstadt. Es war ein böiger Nachmittag, hohe Wolken jagten über den blauen Himmel. Er überlegte, vielleicht doch nach Ellinghurst zu fahren. Nachdem Sir Aubrey ihn so herzlich dazu ermuntert hatte, konnte er die Einladung kaum ausschlagen. Henry Melvilles Bücher! Dafür würde er auch gern zahllose Anekdoten über längst verstorbene Melvilles über sich ergehen lassen. Außerdem war es im Juni auf Ellinghurst herrlich. In Ägypten sei es ab Ende Mai zu heiß für Ausgrabungen, hatte Sir Aubrey gesagt.

In zwei Wochen würde Phyllis zurückkehren.

Am Briefkasten in der Magdalene Street entdeckte er Kit. Er sprach mit einem Mädchen in einem gepunkteten Kleid. Sie hielt ein Fahrrad mit einem Korb voller Bücher auf dem Gepäckträger. Oscar drehte den Oberkörper zur Seite und hoffte, unbemerkt vorbeischlüpfen zu können.

»Greenwood, du Schlange, willst du uns nicht guten Tag sagen?«

Zögerlich wandte sich Oscar um. Kit grinste. »Ich glaube, ihr kennt euch noch nicht, oder?«

Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie hatte eine Stupsnase. Die hellbraunen Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten geschlungen. Sie lehnte das Fahrrad gegen ihre Hüfte und streckte die Hand aus.

»Sehr erfreut«, sagte sie.

»Frances Kellaway, Oscar Greenwood«, sagte Kit. »Frances ist eine Freundin von Latham.«

»Peter war auf derselben Schule wie mein Bruder«, erklärte Frances.

Oscar blickte verständnislos drein. Kit sah Frances an und rollte die Augen. »Sieh’s ihm bitte nach, er ist eben einer dieser zerstreuten angehenden Wissenschaftler – und er freut sich, dich kennenzulernen.«

Frances lachte.

»Frances ist am Newnham College. Englische Literatur«, sagte Kit zu Oscar. »Ich habe den leisen Verdacht, dass sie sich tatsächlich mit höheren Dingen beschäftigt, aber im Unterschied zu dir vergisst sie darüber ihre Manieren nicht. Also, ich muss jetzt los. Wenn ich zu Lopez’ Tutorium schon wieder zu spät komme, macht er mir die Hölle heiß.« Er lächelte Frances an und küsste sie flüchtig auf die Wange. »Dann bis heute Abend.«

Frances blickte ihm nach, als er trotz seines steifen Beins flink davonhumpelte. Sie hatte sanfte Augen, und ihre blassen Wangen waren zart gerötet.

»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Oscar.

»Ja, mich auch.« Nachdem Kit durch das Tor zum Magdalene College verschwunden war, sah sie Oscar lächelnd an. »Haben wir denselben Weg?«

Während sie gemeinsam durch die Bridge Street gingen, schob Frances ihr Fahrrad.

»Bist du schon lange mit Kit befreundet?«, fragte sie.

»Nein, wir haben uns zu Beginn des Trimesters kennengelernt.«

»Er scheint jedermann zu kennen. Zumindest alle Mädchen.«

»Ja. Er tanzt gern.«

»Ich weiß. Ist das nicht unglaublich?« Sie blickte über die Schulter Richtung Magdalene College, als hoffte sie, Kit noch einmal zu sehen. »Er ist so klug und tapfer. Und natürlich auch witzig. Ich glaube, die Hälfte der Mädchen, die ich kenne, ist ein bisschen in ihn verliebt.«

Oscar wusste nicht, was er erwidern sollte.

»Kommst du heute Abend auch?«, fragte Frances. »Ins Quinquaginta?«

»Ich tanze nicht. Und zwar aus reiner Nächstenliebe. Ich habe nämlich zwei linke Füße.«

»Ich auch. Kit nimmt mir das nicht ab. Er sagt, er hat überhaupt keinen linken Fuß, und wenn er tanzen kann, kann es jeder. Man soll einfach nicht so viel darüber nachdenken.« Sie lachte unsicher.



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